Seine Krankheit, meine Krankheit?

2019 kam der Krebs zurück. Ich erinnere mich genau an den Tag: Langer Krankenhausflur. Freundlicher Radiologe. Und die schlimme Nachricht. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag in den Urlaub fahren. Doch die Krankheit war wieder da.

Die erste Krise hatte mein Mann zwei Jahre zuvor überwunden. Damals wollte ich von der ersten Minute an alles perfekt machen. Immer da sein, alles am Laufen halten, die ideale Partnerin sein. Eben die, die alles im Griff hat: fehlerfrei-konfliktfrei-fürsorglich-immer freundlich-immer zuverlässig. Neben der Arbeit nachmittags die Infusionen anhängen. Dann kochen, putzen, motivieren, beraten, pflegen. Einfach da sein.

Ich dachte, ich kann das alles wegstecken. Schließlich bin ich vom Fach. Hämatologin und Onkologin mit Herzblut und Leidenschaft. Ich betreue an Krebs erkrankte Menschen und weiß, was das bedeutet. Dennoch kann ich sage: Ich liebe meine Arbeit. Jeden einzelnen Tag – bis heute.

Aber nun kenne auch die andere Seite. Ich bin Angehörige. Alle drei Monate sitze ich neben meinem Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches und weiß, wie sich der Moment anfühlt, in dem der Lebensplan, den man eben noch hatte, einfach nicht mehr existiert. Und je mehr man diesen versucht zurückzuholen, um so weniger klappt es.

Unsere Krise.

Nun also noch einmal: Zum zweiten Mal im Leben einer schweren Krankheit Widerstand leisten. Das volle Programm: Mehrere lange Krankenhausaufenthalte. Der längste über 60 Tage. Für mich bedeutete das Arbeiten in Vollzeit, 120 Kilometer pendeln, Wäsche waschen, Essen vorkochen und dann in die Klinik fahren. Hoffen, dass alles in Ordnung ist, Ängste aushalten und nicht immer mit Freude begrüßt werden. Dann: Wäsche mit zurücknehmen, über Weihnachten den Baum alleine schmücken, Geschenke für alle besorgen, hier hinfahren, da hinfahren.

Die Perfektion, die ich selbst von mir erwartete, ist mir nur schwerlich gelungen. Wie denn auch? Trotzdem glaube ich, haben wir gemeinsam alles ziemlich gut gemeistert.

Was bedeutet es Angehörige zu sein?

Angehörige zu sein heißt, zugehörig zu sein – eben zu jemandem gehören. Ich fühlte mich auch so, ich bin zugehörig und ein Teil des Ganzen. Und zugleich auch schrecklich außen vor.

Unangenehm, oder? Manchmal habe ich mir auch gewünscht wir könnten tauschen, ihm alles abzunehmen. Das denke ich eigentlich immer noch. Warum denkt man das?

Ich glaube, weil es nicht so einfach ist, zwar ein Teil zu sein, aber zugleich nicht aktiv kämpfen zu können, vermeintlich passiv zu sein.

Und dann die Angst

Dass ich Angst hatte, dass ich Angst um sein Leben hatte, nachts allein im Bett lag und das Gefühl hatte eigentlich nicht wirklich zu wissen, was in ihm vorgeht. Und nicht zu wissen, was morgen passiert, teilweise nicht mehr zu wissen, wer er ist oder sein will. Das war ein Nebenschauplatz, aber ein Kampf, den ich mit mir allein ausgemacht habe.

Ich habe zu keinem einzigen Zeitpunkt gezweifelt, dass er, dass wir es schaffen würden.

Aber wie nur habe ich das gemacht?

Wie meistert man eine solche Situation? Nicht ohne Begleitung durch andere. Aber auch durch persönliche Motivation und Hoffnung. Ich habe nie die Freude und die Mitte verloren - und mich in letzter Konsequenz dann doch nicht außen vor gefühlt.
Warum mir das gelungen ist, frage ich mich bis heute, denn manchmal fühlte ich mich verloren mit all den Aufgaben und Herausforderungen.

Es kommt auf die richtigen Strategien an

Oft habe ich mich selbst an die Hand genommen – mit Hilfe einiger Mechanismen, die ich schon im Rahmen meines Berufs als Ärztin lernen durfte und die aus meiner Sicht schnell zu erlernen sind und hilfreich sein können. Aber auch viele andere Menschen, viele Freunde und Familienmitglieder haben uns gestärkt und den Rücken freigehalten.

Resilienz hat geholfen. Die kann man lernen. Und geholfen hat auch, dass ich nie die Mitte verlor, auch wenn von außen noch so viel Druck kam – auch gänzlich unerwarteter Druck. Durch Positivität, Humor und innere Stabilität konnte ich dem gut standhalten.

Ich denke das gelingt durch eine gute Begleitung, und durch Coaching.

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